von Ursula Neumann

Unverkennbar: am 28.07.2019 ein weißer Schirm im Terminal 1 des übervollen Frankfurter Flughafens. Hier trafen sich Renate und Hans-Martin Stäbler  mit alten und neuen Freunden, um gemeinsam nach Kuba aufzubrechen. Was erwartete uns?

Zunächst einmal – in Kuba schien die Welt Mitte des vorigen Jahrhunderts stehen geblieben zu sein. Dazu gehören sicher die Oldtimer, die im ganzen Land, besonders aber in Havanna zu sehen sind. Außerhalb der Städte ist der Autoverkehr überschaubar, doch können Fahrten über Land lange dauern. Das liegt nicht nur an den schlechten Straßen, sondern an so mancher Pferdekutsche, die nur schwer von unserem (in China gebauten) Bus  überholt werden konnte. In den Städten ersetzen Kutschen auch den Personennahverkehr, verkehren ebenso wie Bici-Taxis, elektrische Motorroller oder Cocos, eiförmige gelbe offene Fahrzeuge für zwei Passagiere und den Fahrer. Über Land geht es mit Bussen (selten), dichtgedrängt stehend auf der Ladefläche leerer Lastwagen oder per Anhalter; das Winken mit einem Geldschein ersetzt den bei uns üblichen erhobenen Daumen.

Dabei verfügt Kuba über zwei Währungen, den Peso für die Kubaner und den CUC für Touristen. Für viele Kubaner ist der Peso die einzige Währung, für die es aber wenig zu kaufen gibt. Wirtschaftlich geht es Kuba immer noch schlecht; Jahrzehnte sozialistischer Misswirtschaft prägen das Land nach wie vor. Wenn wir aus dem Bus ausstiegen, waren wir schnell von Menschen umgeben, die uns nach Kugelschreibern, Seife o. ä. fragten. Auch wenn fast alles, was man zum Leben braucht, Bildung, Gesundheitsfürsorge, Miete, Strom usw. vom Staat subventioniert und damit, falls vorhanden, billig oder fast kostenlos abgegeben wird, sind Konsumartikel  in dem noch antikapitalistischen Kuba nicht vorgesehen. Der Mangel wird überall sichtbar, lange Schlangen vor  Supermärkten waren immer wieder zu beobachten. Unsere CUC, auch unser Euro wurden überall gern genommen, bei den Toilettenfrauen ebenso wie als Trinkgeld. Unbeliebter waren amerikanische Dollar, doch wurden sie keineswegs abgelehnt, gestaltet sich doch das Verhältnis zu den USA als schwierig. Entlang der Straßen zeigt sich an großen Stellwänden, wie angespannt es sich nach der von Barack Obama und Raúl Castro herbeigeführten Entspannung 2015 mit Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen unter Trump erneut entwickelt hat.

Diese waren nach der Revolution abgebrochen worden. Welche Wertschätzung die damaligen Revolutionäre noch genießen, lässt sich überall beobachten: an Häusern, die mit ihrem Konterfei geschmückt sind, an den Straßen, an denen große Stellwände mit Bildern von Fidel Castro und Che Guevara sowie ihren Botschaften stehen, an Demonstrationen zu ihren Todestagen sowie in den zahlreichen Revolutionsmuseen. Ein Besuch der Gräber Fidel Castros und Che Guevaras gehörte auch für uns zum Reiseprogramm.

Unser kubanische Reiseleiter Pedro zeigte uns aber auch ein anderes Kuba.  Der überwiegende Teil (ca. 60 %) seiner Fläche  wird landwirtschaftlich genutzt; dabei dominieren der Zuckerrohranbau und Plantagen für Tabak, Bananen, Orangen, Kakao oder Kaffee. Der Waldbestand setzt sich aus Nadelwäldern in trocknen Gebieten, den kubanischen Feuchtwäldern und Mangrovenwäldern zusammen. Besonders trockene Gebiete  besitzen eine Vegetation mit Kakteengewächsen. Wir fuhren mit dem Bus somit durch eine vielseitige grüne Landschaft mit Bananen und Ananasplantagen, zwischen Zuckerrohr- und Maisfeldern hindurch. Tabak wird erst im September gesät; wir besuchten jedoch einen Tabakschuppen zur Trocknung der Blätter und natürlich eine Zigarrenfabrik. Es wurden viele Zigarren gekauft, und die männlichen Reiseteilnehmer ließen es sich nicht nehmen, abends eine echte Havanna zu rauchen.

In einem der größten Tabakanbaugebiete der Insel liegt das Valle de Vinales, das als Kulturlandschaft, in der eine noch sehr traditionelle Ackerbautradition erhalten blieb, zum Weltkulturerbe gehört. An Ochsenkarren auf den Feldern hatten wir uns inzwischen gewöhnt, trauten aber kaum unseren Augen, als uns ein Ochsenkarren auf der Autobahn begegnete!

Im Valle de Vinales besichtigten wir eine beeindruckende Höhle, die Cueva  de los Indios, und fuhren mit dem Boot über einen unterirdischen Fluss.

Eine weitere Bootsfahrt, diesmal mit dem Schnellboot, unternahmen wir in der Schweinebucht zur Museumsinsel  Guamá; am Ende der Fahrt erhielten die Damen Seerosenblütenknospen und die Herren eine Zigarre. Eine gelungene Überraschung!

Wir besuchten alte, aus der Kolonialzeit stammende Städte wie Holguin, Santiago de Cuba, Camaguey, Cienfuegos und Trinidad mit ihrer typischen Bauweise. Die Fenster der Häuser  beginnen knapp über dem Boden, sind fast so hoch wie die Tür und haben oft Holzgitter statt Glasscheiben, um Luft ins Innere zu lassen. Der Innenhof ist das charakteristische Kennzeichen der spanischen Kolonialbauten; hier spielte sich früher das Leben ab.

In den in den Städten vorhandenen Kirchen werden Messen gefeiert, ebenso in der von uns besuchten Wallfahrtskirche El Cobre. Pedro berichtete uns, dass in Kuba Religionsfreiheit bestünde.

Bestätigt wurde dies von Alberto, einem Vertreter des ERF in Kuba, der uns eines Abends in unserem Hotel  besuchte, von seiner Arbeit berichtete  und unsere Fragen beantwortete.

Natürlich waren wir auch in Havanna, der „Perle der Karibik“. Wir liefen durch die Altstadt mit ihren restaurierten  kolonialen, barocken und klassizistischen Gebäuden, erinnerten uns beim Blick in die Bodeguita del Medio an Hemingway, bestaunten das pulsierende Leben und lauschten der überall erklingenden Musik. Ein Besuch im Rum-Museum gehörte selbstverständlich auch zu unserem Programm. Ein gut deutsch sprechender junger Mann erzählte uns Wissenswertes über die Herstellung kubanischen Rums und lud anschließend zu einer kleinen Verkostung ein.

Und das bietet Kuba auch: traumhafte Strände mit feinem weißen Sand und kristallklarem Wasser. Wir genossen das Baden im Karibischen Meer  und im Atlantik; beides war sogar an einem Tag möglich. Dazwischen lagen 10 Stunden Fahrt mit dem Bus über Land von Trinidad nach Guardalavaca. Ein Lob unserem Fahrer Jorge, der uns sicher über 2700 km in Kuba fuhr (inkl. Reifenpanne am ersten Tag)!

Jeder Tag dieser Reise begann mit einer kurzen Andacht von Hans-Martin, musikalisch auf der Gitarre begleitet von Sarah oder Carmela. Dank Dir für die geistigen Impulse, Hans-Martin, und auch Euch für die Musik!

Ein besonderer Dank gilt auch Renate, die die Organisation der Reise in bewährter Weise durchgeführt und uns damit dieses unvergessliche Erlebnis ermöglicht hat!